Die Banksitzer

Eine Beobachtung

Die Banksitzer sitzen seit Jahrhunderten auf einer Sitzbank, ganz anders als die Bankbesitzer. Den Bankbesitzern gehören Banken aber keine Bänke, die gehören den Banksitzern bzw. den Bänkenaufstellern.

Wer eine Bank besitzt kann auch Bänke besitzen, wer allerdings Banken besitzt sitzt im Normalfall nicht auf einer Sitzbank sondern im Chefsessel und das unterscheidet sich zutiefst von dem Sitzen auf einer Bank.

Eine Bank ist ein durch und durch germanisches Wortkonstrukt, daher wird sie auch auf einer Werkbank erzeugt, so wie der Bankert auf einer Bank gezeugt wird und nicht im Bett und der Bänkelsänger singt meistens - also durch die Bank - auf Bänken.

Nichtsdestoweniger, seit Jahrhunderten, also bereits im Barock, Rokoko, in der Gründerzeit, dem Jugendstil wie auch in der Neuzeit sitzen wir auf Bänken, zu gewissen Zeiten wurden diese sogar zur Designikone hochstilisiert, da saß auch mal ein Banker auf einer Bank.

Bänke wurden also, wie so vieles andere, in der westlichen Kultur erfunden, wenn man bei einer Bank überhaupt von einer Erfindung sprechen kann.

Im Gegensatz dazu: Banken gab es überall. Früher waren das halt die Geldwechsler und die saßen an einem Tisch, fallweise auch auf Sessel oder Hocker. Das ist geschichtlich belegt, Christus jagte die Geldwechsler schließlich aus dem Tempel und warf ihre Tische um. Aber Geldwechsler sind bloß die Kassiere, die Banker machten die Wechselgeschäfte und Gegenverrechnungen und das schon in Mesopotamien, wo man höchstens auf dem Thron saß, nicht aber auf einer Bank.

Im Europa um 1900 hatte sich die Bank - meistens standen Bänke draußen, vor der Tür, im Garten - zu einem Statussymbol entwickelt. Man hatte kein Auto, man hatte eine Bank und eben den nötigen Aufstellungsplatz diese auch entsprechend zu inszenieren. Der Garten wurde zur Garage der Bank, halt ohne Dach über dem Kopf. In diesem Sinne ist die Sitzbank ein direkter Vorläufer des Autos.

Auf diesen Gedanken wären Sie sicherlich nie gekommen.
Hier zeigen wir Ihnen warum!

Text: amp, Andreas Maleta, © 2015

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Postkarte der Auchentaller Pension Fortino, um 1920

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Um 1920 stand diese weiße Thonet Bank im Garten der Auchentaller Pension Fortino in Grado. Diese Bänke standen bei jeder Witterung im Freien und waren daher auch besonders schwer, weil aus massivem Holz gebaut. Dieses ist die einzige Aufnahme bisher, wo eine solche Bank neben dem Fortino steht.

Ob es sich dabei um ein Geschenk von Martha Thonet handelte, die ja die Schwester von Emma Auchentaller war, kann heute nicht mehr festgestellt werden.
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Martha Thonet sitzt vor dem Lehenhof bei Scheibbs auf einer Thonet Bank, um 1930

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Der Lehenhof bei Scheibbs in NÖ wurde von Victor & Martha Thonet von 1925 bis 1938 gemietet und exquisit eingerichtet. Sie brachten ihr gesamtes Mobiliar, auch die Parkettböden, aus Mähren (heute Tschechien) mit. So kam auch diese Thonet Bank hierher vor das Haus.
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Dieselbe Thonet Bank stand (nach einer Reparatur) ab 1938 im Garten der Thonets in Oberösterreich.

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Anfang der 1970 Jahre stand die Bank noch immer im Garten, als sie einem bekannten deutschen Bühnenbildner so gut gefiel, dass er sie später in der Werkstatt nachbauen ließ und bei der Inszenierung eines Thomas Bernhard Stücks auf die Bühne brachte.

Seit dieser Zeit sind wieder fast 40 Jahre vergangen, die Bank steht nun nicht mehr im Freien und ist gealtert.

Die Galerie punkt12 hat die Bank als Leihgabe zur Verfügung gestellt bekommen und wird sie in der Zukunft wieder ausstellen.
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Garten der Thonet Villa in Bystritz, mit Bänken und Pavillion, um 1920

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Bänke übersiedelten und hielten lange durch. Victor & Martha Thonet auf ihrer Parkbank (siehe oben), um 1940.

Runde Baumbank im Garten der Thonet Villa in Bystritz, um1920

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Zwei Bänke, zwei Generationen. Bänke wurden vererbt. Lehenhof, um 1925

Martha Thonet auf der Gartenbank ihres Gartens in Bystritz. Portrait von Josef Maria Auchentaller, ihrem Schwager, 1912

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Victor & Martha Thonet am Tisch mit G.A. Scheid, Bystritz, um 1917. Im Hintergrund die Parkbank vom Auchentaller Poträt (siehe oben).