Der Schmuckfabrikant Georg Adam Scheid

«Wenn Du Deinen Mann mit nach Grado nimmst, wirst Du seine Karriere zerstören...».

G.A. Scheid in einem Brief an seine Tochter Emma Auchentaller, die 1902 ihre Pension Fortino in Grado plante,
weil ihr Mann, J.M. Auchentaller, durch die langwierigen Arbeiten an seinem Beethoven Fries (neben Gustav Klimt) in der Secession zu wenig Zeit gehabt hatte um andere Aufträge anzunehmen
und daher zu wenig Geld verdiente.

Pillendose, J.M. Auchentaller
Bildrahmen, J.M. Auchentaller
Salzspender, J.M. Auchentaller
Georg Adam Scheid Meisterstück
Pillendose, J.M. Auchentaller
Tischuhr, Bleiglaskörper, Silber, um 1900
Gürtelschnalle, J.M. Auchentaller
Anhänger, J.M. Auchentaller
Hunderl, 900 Silber
Plique Spoon, Scheid, Wien
Anhänger, Josef Storck
Feuerzeug, J.M.Auchentaller
Gürtelschnalle, J.M. Auchentaller, Museum Gorizia
Gürtelschnalle, J.M. Auchentaller
Schnalle, J.M. Auchentaller
GAS Punze

Georg Adam Scheid
(1838, Schönau im Odenwald* - 1921, Meran, IT†),

Geboren in Schönau, Baden-Württemberg, stammte G.A. Scheid aus einer Wirtshaus und Bürgermeisterfamilie.

Bereits mit 15 Jahren zog es ihn nach Pforzheim, das Zentrum der Schmuckindustrie der damaligen Zeit. Er lernte schnell, war geschäftstüchtig und beliebt und wurde bald als Handelsreisender in die k.u.k Monarchie geschickt, wo er jeden Winkel bereiste und Kontakte knüpfte.

In Wien lernte er den ansässigen Gold und Silberschmied Markowitsch in Gumpendorf kennen, gründete mit ihm die erste Firma, heiratete seine 16.jährige Tochter Hermine und wurde in Wien sesshaft. Später trennten sich die Wege von Scheid und Markowitsch, weil Scheid in modernen Produktionsprozessen seine Zukunft sah. Sie trennten ihren gemeinsamen Grundbesitz und Maschinenpark.

Scheid und seine Familie zog 1881 aus dem Markowitsch zugeschlagenem Firmengebäude in der Sandwirthgasse 8 im 6. Bezirk aus, um in die davor gelegene Gumpendorferstraße 85 zu übersiedeln. Gleichzeitig handelte der junge Markowitsch mit Franz Matsch und der Künstlercompanie einen Mietvertrag aus und so zog Gustav Klimt mit Bruder in die ehemaligen Scheid Räumlichkeiten ein. Die Goldleute kannten sich untereinander: Klimts Vater war von Beruf Goldarbeiter und daher mit Scheid wie Markowitsch wohl bekannt.

G.A.Scheid produzierte für mehr als 50 Jahre mit rund 300 Mitarbeitern in seiner Fabrik in der Gumpendorfertsraße 85 hochwertigen Silber und Goldschmuck wie auch Luxusgegenstände, die nach ganz Europa exportiert wurden. Verkaufsstellen waren in Wien, Budapest, Paris, St.Petersburg und über viele Vertretungen.

In Wien um 1900 gab es viele Gold und Silberschmiede, die auf höchstem Niveau Schmuck erzeugten. Sie alle waren aber nicht so international ausgerichtet wie Scheid. Sein Markt und seine Zielgruppen lagen in ganz Europa.

Nicht unbedeutend für den Erfolg der Schmuckfabrik war auch die schwierige Cloisonné Technik, also zwischen Edelmetallstege farbiges Email einzubringen, welche Scheid hervorragend beherrschte. Es verwundert daher nicht, dass heute immer wieder Erzeugnisse für den türkischen und russischen Markt in den internationalen Auktionshäusern auftauchen, die damals beim Scheid erzeugt wurden.

Leute wie Scheid waren Unternehmer, die mit mehr als 300 Mitarbeitern wirtschaften mussten. Die heute vielgerühmte Wiener Werkstätte um Koloman Moser, Josef Hoffman und dem Unternehmer Fritz Wärndorfer konnten sich das «Hobby» leisten einen Nischenmarkt zu bedienen, auch wenn dieser Nischenmarkt in die «Moderne» führte, Geschäft war er keines.

Nach dem Tod von Georg Adam Scheid 1921 in Meran wurde die vorher so erfolgreiche Schmuckfabrik eingestellt. Für hochwertige Schmuckstücke wie sie die Firma G.A. Scheid hergestellt hatte, gab es keinen Markt mehr.

Der letzt geborene Sohn des Firmengründers, Ludwig Scheid, übernahm die Leitung der schon früher gegründeten Scheideanstalt und führte die erfolgreiche G.A. Scheid’sche Affinierie in Budapest, Prag und Wien bis 1961 weiter. In der Folge wurde die Firma Scheid in die heute existierende ÖGUSSA umgewandelt.

Die Galerie punkt12 hat sich zum Ziel gesetzt die vielfältigen Unternehmungen von G.A.Scheid zu dokumentieren und mit Hilfe des im Hause vorhandenen Scheid-Archivs darzustellen.

Für viele Jahre war G.A.Scheid völlig vergessen. Seine Schmuck- und Luxuswaren werden im Ausland gesammelt und gehandelt, in den USA, in England, ganz wenig in Deutschland und kaum in Österreich.

Durch die Wiederentdeckung des Jugendstilkünstlers J.M. Auchentaller (ab 2009 im Leopold Museum) wurde auch die Rolle von G.A. Scheid, Auchentaller's Schwiegervater, wieder bekannter gemacht.

Weitere Information zu diesen Themen auf unserer Galerieseite:
http://www.punkt12.gallery